Anekdoten aus dem Fotoleben: Wenn Du Deine Brille nicht dabei hast, nix auf der Kamera siehst und sich der Mensch den Du gerade fotografierst köstlich darüber amüsiert, wie albern Du dabei aussiehst (ungeachtet der Tatsache, dass Du alt und gebrechlich ist) … nur doof, wenn dann der über den man sich gerade lustig macht, die Kamera auslöst … 😂
Aber warum erzähle ich Euch das? Ganz einfach … um zu zeigen, wie es “hinter den Kulissen” aussieht. Um zu zeigen, wie die Stimmung ist und wie pudelwohl sich (in diesem Fall) Amira fühlt. Ohne Angst zu haben gleich von diesem alten und gebrechlichen Mann (über den sie sich gerade köstlich amüsiert) quer durch die Halle gejagt zu werden 😂.
Des Weiteren kann man daran sehen, wie es aussieht wenn die Chemie zwischen Fotograf und Protagonisten stimmt. Denn dann, und nur dann, kommen solche Situationen zustande. Und diese sind die Grundlage für eine tolle Shootingatmosphäre und somit der Garant für gute Bilder.
Und weil wir gerade bei den Anekdoten sind, kann ich Euch gleich noch eine weitere erzählen. Eine, die das genaue Gegenteil ist.
Als ich letztens jemanden angeschrieben hatte um nach einem Shoot zu fragen, kam folgende Antwort:
„Hallo. Ja, hätte ich auf jeden Fall mal Lust zu! Wie läuft das denn dann ab?“
Cool. Ich habe dann geschrieben wie es abläuft. Treffen, nen Kaffee trinken, schnacken, kennenlernen, u.s.w. All das was man macht, um am Ende eine Verbindung zu jemandem zu haben, damit genau solche Situationen entstehen wie oben beschrieben (und wie ich es schon in unzähligen meiner vergangenen Blogeinträgen geschrieben habe).
Als ich dann keine Antwort mehr bekam, war ich etwas verwundert. Ich habe dann nochmal nachgehakt und bekam dann diese Antwort:
„Hallo Jens!
Danke für das Angebot aber ich habe kein Interesse.
Du magst vielleicht ein ganz lieber Kerl sein und vielleicht ist das alles ja auch „branchenüblich“ aber auf einen Kaffee möchte ich mich vorher nicht treffen. Ich verstehe, dass du nur shooten möchtest wenn man sich vorher kennt aber irgendwie fühle ich mich dabei nicht wohl.“
WTF 😳??? Klar, das ist ihr gutes Recht und klar, es ist okay für mich. Aber was bitteschön soll ich für Bilder bekommen, wenn jemand so eine Einstellung hat? Wie soll ich ehrliche und natürliche Bilder bekommen, wenn man keine Möglichkeit hat, eine Sympathie aufzubauen? Und vor allen Dingen, was will der Mensch, den ich fotografieren möchte, für Bilder haben, wenn er keinerlei Interesse an seinem Gegenüber hat?
Ich freue mich natürlich dennoch, dass ich diese ehrliche Antwort bekommen habe. Denn diese sagt mir, dass es gut war keinen Shoot mit diesem Menschen zu machen. Denn ich hätte wahrscheinlich niemals solche Bilder generieren können, wie ich sie jetzt wieder mit Amira bekommen habe.
Aber ich schweife schon wieder ab ... muss am Alter liegen 😂. Deshalb von vorn und zu dem, was ich ursprünglich schreiben wollte … da ich ein Freund davon bin, immer mal wieder was Neues auszuprobieren und auch mal komplett aus der Komfortzone auszubrechen, brauche ich zum einen ein Werkzeug um dies zu realisieren und zum anderen jemanden, der auch mal Lust hat was anderes auszuprobieren. Und mit wem würde das besser gehen, als mit jemandem mit dem man sich blendend versteht. Und der auch Lust hat, mal ein wenig zu experimentieren. Einer von diesen Menschen ist Amira. Neben der Tatsache, dass sie absolut sympathisch ist und man mit ihr super viel Spaß haben kann, hat sie auch noch sehr viel Einfühlungsvermögen gegenüber alten Säcken wie mir ... (wie man an dem oben gezeigten Foto und der dazugehörigen Geschichte erkennen kann) 😂
Nach meinem Workshop vor drei Wochen und den daraus entstandenen Erkenntnissen (siehe letzten Blogpost), gepaart mit meiner Vorliebe für neues Spielzeug, habe ich mir eine neue Linse zugelegt (Leica Summaron-M 5,6/28mm), mit der ich mich komplett neu anfreunden muss und somit meine Bilder auch komplett neu gestalten muss. Besonders wegen der hohen Tiefenschärfe und gerade bei einer max. Offenblende von 5,6.
Ich kann also nicht einfach mein gewohntes Ding durchziehen, sondern muss mich quasi wie ein „blutiger Anfänger“ mit den Bildern und der Gestaltung auseinandersetzen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich nur Schrott produziere. Okay, mit einem Mädel wie Amira ist es verdammt schwer Schrott zu produzieren ... zugegeben ... aber auch ich brauche ein kleines Sicherheitsnetz 😉.
Dennoch, das ist genau das, was einem dabei hilft nicht in eine eintönige Fotografie zu rutschen. Was einen aus der Routine holt. Was einen dazu zwingt, sich Gedanken zu machen. All das zu machen, was dabei hilft das es nicht langweilig wird 😊. Und genau das ist es, was ich daran so liebe. Plus die Tatsache einen Grund zu haben, sich neues Spielzeug zu kaufen und den Tag mit jemandem wie Amira zu verbringen 😂. Inkl. der ganzen Schnacks und dem anschließenden Kaffee trinken mit tollen Gesprächen (danke dafür Amira).
Die ersten Ergebnisse können sich mehr als sehen lassen. Ich habe die Bilder in einem 20 x 30 FineArt Print ausbelichten lassen. Und das, was ich in der Hand halte, übertrifft die digitale Version um Längen … auch wieder eine Tatsache, dass man es niemals bei dem digitalen Ergebnis belassen sollte. Ich persönlich liebe diese Bilder.
Und wie oben schon beschrieben ist es reine Berechnung, dass Amira dafür „herhalten" musste ... denn alles was ich evtl. verkackt habe, zieht sie mit ihrer natürlichen Schönheit, ihrem Wesen und ihrer mega sympathischen Art und Natürlichkeit wieder gerade 😉.
In diesem Sinne wünsche ich Euch alle tolle Ostertage …